Maqsoodi-Fenster / Abteikirche St. Mauritius Tholey

Mahbuba Maqsoodi, eine afghanische Künstlerin aus Herat, gewann den Künstlerwettbewerb für die Fenster in der Abteikirche St. Mauritius in Tholey und durfte so in einer der kunsthistorisch bedeutendsten Kirchen und dem ältesteten Kloster Deutschlands 34 Fenster entwerfen.

Frau Maqsoodi studierte Miniaturmalerei in Afghanistan. Nach der Flucht aus Ihrer Heimat studierte sie Kunst in St.Petersburg.
1994 erhielten sie und ihre Familie in Deutschland politisches Asyl und fanden in München ihre neue Heimat.

14 Obergadenfenster für die Abteikirche wurden in den Räumlichkeiten der Glasmalerei Frese in Saarbrücken fertig gestellt.
Kunsthistorisch wurden Obergadenfenster aufgrund Ihrer Höhe klassisch als Ornament dargestellt. Maqsoodi sah sich so der Herausforderung gegenüber ein Ornament zu kreieren, dass die klassische gotische Ornamentik, neu und modern interpretiert.

Die Idee zur Hintergrundornamentik der Obergadenfenster entstand aus dem Bild „Die Einzelnen gehen Ihren Weg“ aus dem Jahr 2008. Dieses abstrakte Gemälde wurde 2012 von Maqsoodi auf Glas neu interpretiert unter dem Titel „Ist das der Weg“.

Die Figuren, abstrakte Darstellungen in Form von Menschen und Personen, in denen sich ein jeder selbst finden kann, stellen dabei das Ornament und umfließen die im Zentrum stehenden figurativen Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament.

Nach intensiver Recherche in biblische Heiligengeschichten und Entwicklung unzähliger Detailstudien, entwarf Maqsoodi so die Fenster und kreierte damit ein Gesamtkunstwerk welches die Architektur der Kirche in neuem Glanz erstrahlen lässt.

Die Farbkomposition der Obergadenfenster ist dabei ebenfalls an gotische Kirchen angelehnt.
Die Farben Rot, Blau und Gelb dominieren, wobei das im Zentrum leuchtende Gelb jeweils von Blau oder Rot umflossen wird. Ein rotes und blaues Fenster wechseln sich dabei immer ab und stehen sich gegenüber.
Die Farbsättigung der Fenster und die jeweiligen Farbnuancen variieren und sind gezielt angepasst an die Lichtverhältnisse im Kirchenraum.

Hier findet sich auch die Schnittstelle zu den von dem bekannten Kölner Künstler Gerhard Richter gestalteten Chorfenstern.
Die Richter-Fenster, deren Gestaltung ohne figürliche Darstellung und rein ornamental sind, wurden in den gleichen Gläsern und Farbtönen gefertigt wie die Fenster von Frau Maqsoodi.
Dies, in Zusammenhang mit der ornamentalen Gestaltung im Hintergrund, stellt eine harmonische Verbindung und gelungenes Gesamtkonzept dar.

Die von Frau Maqsoodi geschaffenen Kunstverglasungen wurden auf zwei Ebenen gefertigt.

Die vordere Ebene, bestehend aus geätzten, mundgeblasenen Mehrfach-Überfanggläsern als zentralem Element, gibt dabei die Hauptfarbe und Struktur, da kaum eine andere Technik eine solche Leuchtkraft und Farbbrillianz ergibt.
Die Gläser werden dabei in mehreren Arbeitsgängen mit Lack abgedeckt und die Oberfläche mit Säure abgetragen. Überall dort wo sich kein Lack befindet wird das Glas von der Säure angegriffen und damit heller, überall dort wo der Lack steht, bleibt das Glas in seiner jetzigen Farbtiefe bestehen.
So entstehen unzählige Farbnuancen und Strukturen, die eine außerordentliche und unglaublich spannende Lichtbrechung ergibt, die in keiner anderen Technik so zu erzielen wäre.

Mit der 2. Ebene, einer Trägerscheibe auf die zusätzliche Farbe aufgetragen wird, löst Maqsoodi so die klassischen Bleilinien auf und verbindet damit die einzelnen Glaselemente harmonisch.

Maqsoodi ist dabei nicht nur Künstlerin, sondern intensiv in den gesamten Produktionsprozess involviert.
Von der Glasauswahl, über Bleiriss bis hin zum letzten Arbeitsschritt ist sie selbst, auch malerisch tätig.
Die finale Schwarzlotmalerei tätigt die Künstlerin selbst, um ihre eigene, einzigartige Handschrift in den Fenstern zu präsentieren, wie niemand sonst es vermag.

Die Art und Weise wie sie dabei die Strukturen und Haptik des Glases nutzt und wie sie mit einem Pinsel umzugehen weiß ist maßgeblich für das Endergebnis der Gläser, die durch ihre Leuchtkraft, ihre Farbbrillianz und die Qualität neues Licht in die Abteikirche werfen.

Wir, als Glasmalerei Frese bedanken uns recht herzlich bei Abtei und Frau Maqsoodi für die außerordentliche Ehre an einem so großartigen Projekt mitwirken zu dürfen.

Es war uns eine große Freude mit einer solch wunderbaren Künstlerin zusammen arbeiten zu dürfen.

Durch die fruchtbare Zusammenarbeit vermittelte Frau Maqsoodi uns gänzlich neue Ideen und Impulse für den Umgang und die Liebe zum Glas.